Flysurfer Speed 4 lotus vs. Ozone Chrono V1
Flysurfer gegen Ozone
20 Dezember, 2016 durch
Flysurfer Speed 4 lotus vs. Ozone Chrono V1
Mischa Malina :)


Flysurfer Speed 4 lotus vs. Ozone Chrono V1

Hallo miteinander, wie bereits angekündigt, wollten Mischa und ich (Bernd) euch detailliert von unseren Erfahrungen mit dem neuen Flysurfer (FS) Speed 4 und auch dem neuen Ozone Chrono berichten.

Warnung:Dies ist ein extra langer Testbericht von Nerds für Nerds. Alle Nobs bitte zu populärsprachlicheren Tests ausweichen! ;-)

Und wir vergleichen hier ÄPFEL mit BIRNEN, für alle die sich nicht den ganzen Text durch lesen wollen.

Speed 4 Lotus = einfacher zu fliegen, Alltagstauglicher (Materail, starten laden usw)

Ozone Chrono = Race Hochleister der durch Lift und Hangtime ein brutales Freestyle potential hat, aber gerade in Sachen start, wiederstart aus dem Wasser und Laden bei Hack deutlich anspruchsvoller bzw eingeschränkter ist.

1 Voraussetzungen für den Test

1.1 Getestet wurde…

 

Speed 4: in allen Größen 12, 15, 18, 21, gut 15 Tagen auf dem Wasser Chrono: in allen Größen 12, 15, 18, gut 12 Tage auf dem Wasser (12er nur 1 Tag, und 15er mit verschiedenen Bar-Setups und 21-25 m Leine)Speed 3 als Referenz im direkten Vergleich mitgeflogen

Abbildung : Von Links nach Rechts: Flysurfer Speed 3 in 15 Sonderdesign, Speed 4 in 12, Ozone Chrono in 12

Der Vollständigkeit noch die Tests und Eindrücke von Speed 2 und 3 

https://oaseforum.de/showthread.php?t=82507&highlight=testbericht
https://oaseforum.de/showthread.php?t=63078

1.2 bei den Windbedingungen…

konstant, leicht böig, unterstes Lowend bis Highend, also bei allen Bedingungen, die an Südbayerns Seen anzutreffen sind.

1.3 von den Testern

Mischa (Mr. Kitejunkie himself): 102 kg, 2,00 m; Boards: alles was der Shop hergibtBernd (Texter): 62 kg, 1,68 m; Boards: Spleene S28 (128x36 cm) und Axis New Wave 5,8‘Erfahrung und Stil: Beide kiten seit 1999, ca. 60 Tage / Jahr auf dem Wasser,primär Oldschool: Darkslides, Big Air, Board-Offs, usw.

Abbildung : Tester von Links nach Rechts: Kiting-Benny, Mischa, Bernd

2 Testergebnisse

2.1 Erster und letzter Eindruck

Speed 4: Eigentlich dieselbe Kiste wie der 3er aber doch irgendwie anders, in jedem Fall mehr Kraft/m², aber etwas Umgewöhnung beim Timing. Nach 3 Monaten: Meinen alten 15er möchte ich nach wie vor nicht durch den neuen ersetzen, aber der 12er ist bestellt.

Chrono: Nach den ersten 30 min zurück an Land und zu einem der zufällig anwesenden Flysurfer Entwickler: „Such Dir einen neuen Job!“, Bitte um Entschuldigung für die Aussage, Sie war im Nachhinein nicht gerechtfertigt, denn der Chrono hat auch seine Schwächen gegenüber dem Speed, trotzdem, der 15er bleibt bei mir.

2.2 Komponenten und Verarbeitung

2.2.1 Bar mit Flugleinen

Abbildung : Oben Flysurfer-Bar, unten Ozone Freeride-Bar, geeignete Barbreiten sind bei beiden Kites ähnlich.

Speed 4: Bei Flysurfer nichts neues, das heißt die Infinity Bar II wie Sie auch an den aktuellsten 3er Speeds und am Chronix hängt. Eine rundum wertige Bar mit nur kleinen Schwächen:

  • Für den Chickenloop gab es in der Vergangenheit bereits zwei Rückruf- bzw. Korrekturaktionen, die 2 der 3 verbauten Bolzen-Typen bzw. deren Umfeld betroffen haben. Beide Themen sind aber schon etwa ein Jahr her. Zusätzlich ist mir bei meinem Chickenloop aufgefallen, dass der Sicherungsring am 3ten Bolzen unbemerkt abgefallen ist. Die nachgerüstete Leine (gelb im Bild) ist hier in jedem Fall die sichere Variante.
  • Die Bar könnte ab Werk noch widerstandsfreier automatisch ausdrehen (meine nachgerüsteten Keramikkugellager drehen sich seit 3 Jahren problemlos)
  • Der Klett am Trimmer ist überflüssig und wird in Zukunft hoffentlich schon ab Werk weg gelassen
  • Ein traditioneller Chickendick wäre mir lieber
  • Stärkere Flugleinen im Überkreuzungsbereich wären noch ein schöner Luxus für die Viel-Rotierer, ein Merkmal, dass der „Race-Leinen-Satz“ von Ozone im Übrigen bereits haben soll.

Abgesehen von den Bolzen an der Bar aber vergleichsweise Luxus-Probleme im Vergleich zu Ozone. Erstaunlich war, dass die FS-Bar entgegen der Erwartung bzw. trotz gefühlt mehr massiver Teile und dickerer Leinen mit gut 1,1 kg (incl. 21 m-Flug-Leinen) nicht nennenswert schwerer als die Ozone-Bar (mit 25 m Leinen und knapp 1,1 kg) ist.

 

Abbildung : kleiner Sicherungsring an einem der Bolzen des FS-Loops kann verloren gehen, eine Leine ist hier die bessere Absicherung. Bei den anderen Bolzen an den Rändern des Bildes musste mal die Klebung korrigiert werden. Und einige Loops wurden wegen Problemen an der Hauptaufhängung am oberen Ende komplett getauscht (nicht im Bild).

Chrono: Leider ist die getestete Freeride-Bar in unseren Augen eine ziemliche Baustelle. Folgende Defizite gibt es gegenüber der Konkurrenz (siehe auch Bild auf der Homepage):http://www.flyozone.com/snowkites/de/products/kites/chrono/chrono-freeride-control-system/

  • Kein sauber einstellbarer Pull-Pull-Trimmer,
  • Kein selbstständig ausdrehender Swivel im Loop
  • Keine verstellbare Hörnchen / Barbreite.
  • Man kann den ausgelösten Loop falsch zusammenbauen und in jedem Fall ist es fumlig. Obwohl ich von dem Problem bereits wusste ist es mir erneut beim Umbau im Flug passiert, Konsequenzen unbekannt, eventuell verringerte Bruchlast. (siehe Bilder)
  • Überhandknoten als Aufhängung sowohl des Loops als auch des Trimmergriffs sind keine vertrauensvolle Sache auch wenn die Reibung mit Madenschraube und Naht erhöht wird. Ein Unsauberes Zusammenbau birgt das Risiko, des Durchrutschens / Bruchs.
  • Bei zwei Bars haben sich die unteren Schrauben im Loop gelöst, was in einem Fall zum Blockieren des Hand-Ausdrehmechanismus geführt hat.
  • Bei Mischa ist im Sprung am ca. 12 Tag das Klemm-cleat des Trimmers an der Aufhängung gebrochen was zu einem um etwa 15 cm stärkeren Anpowern über Normal geführt hat.

Abbildung : Links: Falsch zusammengebauter Loopauslöser; Rechts: Richtig zusammen ausgebauter Loop

Das nervigste ist allerdings die völlig contra-produktive Querleine, die man nicht Ausschlaufen kann. Hier hilft nur die Schere oder der Nahttrenner. Im eigentlichen Verwendungszweck, den Schirm schnell rückwärts zu starten oder am Boden zu sichern sehen wir kaum einen Vorteil gegenüber den Problemen, dass sich die Leine manchmal am Trimmergriff verhängt und die Möglichkeiten beim kontrollierten Rückwärtsstart einschränkt wird. In einem Fall war die Leine sogar mit an einer Versenkung des Kites beteiligt in einem zweiten an einer Wasserung. Während man bei einem Klapper oder einem Ausweichmanöver sonst die jeweilige Steuerleine schnell mit der Handkante maximal weit nach außen wegreißen kann, bringt man bei der Ozone-Bar schnell die Querleine unter Spannung und verhindert damit das rettende Manöver.

Um auch noch ein paar positive Worte an die Bar zu hängen. Schöne Details sind ein Swivel für die Safety, versenkte Leinengummis an den Bar-Enden und Magnete zum offen halten des Trimmergriffs, wenn auch mit suboptimaler Umsetzung.

Die Flugleinen sind selbst beim Freeride-Satz dünner als bei FS, ich würde auf 160 und 250er anstatt 200 und 300 daN (wie bei FS) Leinen tippen. Die alternativen Race-Leinen haben bei Ozone 200/100 daN). Die Leinen machen einen eher wertigeren Eindruck in Bezug auf Resistenz gegen das Aufbrechen der Verstreckung.

2.2.2 Waage mit Mixer

Abbildung : Jeweils Links FS und rechts Ozone: Im Linken Bild: Stammleinen, im Rechten Bild: Flugleinen.

Speed 4: Ebenfalls nichts Neues bei FS außer, dass die WAC-Leine weggefallen ist. Diese hat bisher bei allen Depower FS-Kites (seit PS1) bei starkem Anpowern die A-Ebene mitgezogen und dadurch die Lenkkräfte künstlich erhöht und das Überziehen abgeschwächt. Auch weg gefallen sind die beiden Querleine in der Bremse, die beim 3er gerne stark aufgebrochen sind und in Folge ihrer Verkürzung das Tip verbeult haben. Ansonsten ist das Setup, sogar inkl. Kappenkrümmung (A-Galerie) das Gleiche. Im restlichen Trimm ist die Mitte allerdings deutlich angepowerter und die Tips offener, was man auch im Flugverhalten spürt (siehe folgende Kapitel). Das Leinenmaterial ist ein rundum wertiges Setup, bei dem Verschleiß und Vertrimmungs-Gefahr inzwischen auf ein Minimum begrenzt ist. Ich habe beim 3er ohne Sand und Salz, nach etwa 150 Tagen das erste Mal Pulleys und Pulley-Leinen gewechselt. Mehr Lebensdauer kann man nicht erwarten, bei manchen Tubekites lebt nicht mal das Tuch so lang.

Abbildung : Oben: Speed 3-Mixer mit WAC-Leine oben links im Bild; Unten: Mixer von Ozone

Chrono: Alter Schwede! Wenn man das erste Mal die Waage sieht hat man Angst sich darunter zu hängen, voraus gesetzt, dass man sie überhaupt sieht. Das extrem dünne (Gallerieleinen ca. 60 daN, Stammleinen ca. 120 daN) nicht ummantelte Material ist leider auch noch Grau, womit es sich auf Gras kaum abhebt. Im Vergleich zu FS hat man hier fast nichts in der Hand, aber eben auch weniger Windwiderstand. Das filigrane Geflecht wird etwas dadurch kompensiert, dass der Chrono mit mehr Zellen und jeder 2ten anstatt jeder 3ten aufgehängten Zelle etwa 50% mehr Anknüpfpunkte hat als der Speed. Entsprechend hat die Waage noch eine Ebene zwischen Galerie- und Stammleinen. Bei der Leinen Länge zwischen A1- und Haupt-Anknüpfpunkt sind die Unterschiede aber gering bzw. beim Ozone sogar trotz größerer Streckung mit 7,34 m Leinenlänge 0,20 m kürzer als beim FS, speziell wegen des mit 90 cm um 30 cm kürzeren Mixers. Die Galerie und Stammleinen scheinen dasselbe Fabrikat zu sein wie die Flugleinen. Trotzdem wäre die Empfehlung, die Leinen gut zu packen, um eine vertrimmte Waage durch Aufbrechen der Verstreckung wie bei den alten FS zu vermeiden. Das bedeutet die Waage so weit es geht möglichst komplett bis zum Tip auf die Bar aufwickeln, wo sie geschützt ist. Der Mixer hat dasselbe Setup wie bei FS, macht in der Verarbeitung aber einen grobschlächtigeren Eindruck. Auffällig sind die sehr großen kugelgelagerten Pullys, die auf noch weniger Trimmänderung hoffen lassen wie bei FS. Diese wäre aber auch nicht nachjustierbar. Nur die Z hängt auf einem Trimmknoten und der Trimm ist nicht so schön kontrollierbar wie bei FS. Für einen Wettkampfschirm ein eher überraschendes Manko.

Ein Problem der Waage ist die Kombination aus einer traditionellen Tubekite-Flugleinenanknüpfung (ummantelte Schlaufe an großem Pigtail-Knoten) und den extrem dünnen Leinen speziell auch der Z-Main, die bis zum besagten Trimmknoten nahe heran läuft. Es gibt einen Grund warum FS bereits seit über 10 Jahren solche Verhängungs-Fallen aus seinen Kites verbannt hat. Schon vorher in der Theorie befürchtet, habe ich es dann leider auch in der Praxis geschafft nach einem Klapper die Z-Main der einen Seite über die Depowerleinen Anknüpfung der anderen Seite zu hängen. Konsequenz -> Schwimmen. Hier ist die klare Empfehlung diesen Bug auszubauen.

2.2.3 Kappe mit Tuch

Speed 4: Am Schnitt der Kappe ist kein Unterschied zum 3er erkennbar, das Profil wird aber wohl anders sein, ggf. dicker, habe es meinem alten 3er aber nicht angetan ihn zum Vergleich auf Links zu drehen. Über das Tuch hat man ja schon manches gehört. FS nennt es Lotus und das Wasser perlt tatsächlich und vermutlich auch dauerhaft darauf ab. Die Luftdichtigkeit ist speziell für das geringe Gewicht gigantisch gut. Das Tuch fühlt sich sehr ungewohnt an, eher wie Latex als wie Ripstop-Nylon. Das Tuch macht den Eindruck als ob es keinen Weißbruch kennt, entsprechend lässt sich der Kite ohne Mühe und schlechtes Gewissen sehr klein packen. Herausforderung ist dabei nur die Luft raus zu bekommen und das glitschige etwas in den Händen zu behalten. Im vergleich zum "alten" Speed 3 Deluxe Tuch wird das neue Lotus wohl eine deutlich bessere Langlebigkeit haben und der Schirm somit deutlich länger nutzbar sein.

Abbildung : Packmass von links nach Rechts absteigend: 15er Speed 3, Chrono, Speed 4

Chrono: Auch das Ozone Tuch macht einen guten Eindruck ist allerdings eher traditionell und fällt steifer als das Lotus, wohingegen die Dehnbarkeit ähnlich hoch sein könnte. Trotzdem lässt sich der Kite hiermit auch sehr gut packen auch schon deutlich kleiner als das alte Deluxe von FS und von Weißbruch bisher auch keine Spur, wenn auch hier eher möglich bei Fehlbehandlung.

Abbildung : Altes FS -Tuch mit Weißbruch speziell an Stellen größerer Beanspruchung beim Packen z.B. um Anknüpfung

Auch die Kappe von Ozone ist grobschlächtiger verarbeitet wie bei FS. Die einzige Stelle an der das eine Rolle spielen könnte sind allerdings die Aufhängepunkte. Während FS hier nach über 10 Jahren Erfahrung mit Überdruckplatzern inzwischen über eine sehr wertige, aber auch aufwändige, Verstärkung die Kraft effektiv ableitet, geht es bei Ozone eher schlicht zu.

Abbildung : A-Aufhängepunkt: Links Speed 4 mit aufwändiger Verstärkung, Rechts: Chrono mit schlichter Verstärkung

Obwohl die Rippen des Ozone nicht viel schlanker als bei FS sind, ist es das Profil deutlich, was am wesentlich geringeren Balloning beim Ozone liegt. Warum FS hier nicht näher heran kommt können wir nicht sagen, die Anzahl der Rippen alleine wird es nicht sein. Die Nase steht dank hoher Spannung und Verstärkungen („Rigid-Foil“, wie bei den kleinen 4er Speeds) sehr gut ohne nennenswertes Eindellen. Kleine Dellen gibt es dagegen an den Anknüpfpunkten, da Ozone für die Rippen ein Tuch mit relativ hoher Dehnbarkeit verwendet hat.

Abbildung : mittlere Rippe Chrono

Ein weiteres Problem hat der Chrono beim Drainage-System, das nicht ansatzweise so kompromisslos auf Entwässerung ausgelegt ist wie bei FS schon seit 2004 (Titan) bei allen Kites. Während bei FS 3 Finger durch die Rippen an der Schleppkante passen, ist es beim Chrono nur einer. Auch der Tipauslass selbst hat zusätzlich seine konstruktiven Schwächen. Die auswerfbare Wassermenge/Zeit ist damit wahrscheinlich nur 1/10 von dem was jeder FS schon seit 10 Jahren kann! Die Wasseraufnahme dagegen ist konstruktiv deutlich wahrscheinlicher, was das Endergebnis (siehe auch Relaunch) noch problematischer macht.

Abbildung : Links Drainage Speed: gute 3 Finger, Rechts: Drainage Chrono: knapp ein Finger

2.3 Performance am Boden und in der Luft

2.3.1 Groundhandling

Speed 4: Zickt beim Vorfüllen ähnlich rum wie der 3er und klappt gerne mit der A-Ebene weg. Einen Unterschied macht tatsächlich das Tuch, wenn es ums Beschweren geht. Hier sollte man eher etwas mehr drauf packen, da Tuch auf Tuch fast reibungsfrei aufeinander gleitet. Mischa ist der glitschige Aal bei einer Wetterfront einfach unter ein paar Steinen raus geflutscht und hat sich selbstständig gemacht.

Chrono: Trotz der größeren Streckung (7,0 zu 6,0) mit etwas Übung relativ problemlos vorfüllbar, braucht hierfür aber auch etwas mehr Zeit, die man sich aber nehmen sollte (siehe folgendes Kapitel).

2.3.2 Erststart

Speed 4: Gefühlt noch entspannter als beim 3er. Der Kite kommt auch mit halber Füllung relativ druckfrei hoch. Der alleinige Windfensterrandstart ist entspannt kontrollierbar.

Chrono: Hier zeigt sich der extreme Hochleister. Der Windfensterrandstart funktioniert, wobei hierfür mehr Gefühl und stabilere Bedingungen als bei der Konkurrenz gefordert sind. Der Russen-Erst-Start, den man bei mehr Wind prinzipiell nicht machen sollte, ist dagegen schon bei weniger Wind heikel. Im Allgemeinen macht der Kite im nicht vollständig gefüllten Zustand deutliche Schwierigkeiten, bereits 20° vor dem Zenit bzw. Windfensterrand, kann der Kite ohne Vorwarnung schnelle tiefe Klapper produzieren, die man dann auch nur schwer und unter viel Druck wieder raus bekommt. Bisherige Vorgehensweise beim russisch starten bei wenig Wind war daher, den Kite so weit zu überziehen, dass er im Sackflug auf 45° bis 60° hängen bleibt bis er voll ist, wobei er natürlich auch sehr viel Druck macht. Der Russen-Erststart vom Wasser aus, der mit FS-Schirmen mit etwas Übung bei allen Windbedingungen relativ problemlos funktioniert, ist auch mit dem Chrono möglich nur sollte man beim Auslegen der Kappe sehr darauf achten kein Wasser in die Einläufe zu bekommen.

2.3.3 Flugverhalten allgemein

Speed 4: Eigentlich dasselbe wie beim 3er aber doch etwas anders. Die Stabilität ist gefühlt noch etwas höher, eventuell aber auch die Querkräfte bzw. die Gleitzahl etwas schlechter. Bei den ersten Test brauchte es etwas, um damit warm zu werden. Auf jeden Fall hat der Kite etwa eine halbe bis eine Kitegröße mehr Kraft. Ein weiterer Grund für das andere Gefühl mögen auch die leichteren Lenkkräfte im angepowerten Zustand durch die fehlende WAC-Leine sein.

Chrono: Erstaunlicherweise war ich sofort zu Hause und beeindruckend ist die nochmals zum Sp 4 ebenfalls halbe bis eine Kitegröße mehr Kraft pro Fläche. Das erstaunlichste ist aber ist die deutlich höhere Gleitzahl im Vergleich zum Speed und allen bisherigen Wasserkites, gepaart mit einer im Kontext unerwartet guten Stabilität.

Abbildung : Alles fliegt ausgezeichnet, zumindest ist uns bisher die Erde nicht auf den Kopf gefallen.

2.3.4 Bar Feedback, Einstellung und Trimm

Speed 4: Das Feedback entspricht weitgehend dem des 3ers wobei sich die fehlenden WAC-Leine bei allen Kräften im angepowerten Bereich bemerkbar machen. Um Überziehen deutlicher spürbar zu machen ist die Nachrüstung einer WAC-Leine allerdings eine Überlegung wert. Ein weiterer Grund dafür, dass man den Kite schneller überzieht ist, dass die Bar im ausgelieferten Zustand für meinen Geschmack und Größe (1,68 m) zu stark angepowert angeknüpft ist. Ich konnte den Kite voll angepowert abwürgen. Den Trimmer hatte ich daher immer ein paar cm gezogen. Langfristig wäre entsprechend die Empfehlung über dem Trimmer 5 cm kürzer zu knoten. Der Eindruck past auch mit dem bereits erwähnten (siehe Kapitel zur Waage) um 12 cm in der Mitte stärker angepowerten Trimm zusammen. Mischa (2,00 m) hatte diesen Eindruck nicht, was ggf. an den längeren Armen liegt mit denen er seltener bis auf Anschlag anpowert.

Chrono: Die Bar ist im Gegensatz zum FS relativ stark depowert angeknüpft und auch eine breitere Bar (beim 15er anstatt 55 cm auch 60 cm) wäre noch sinnvoll fahrbar und mein Favorit. Ich habe gleichzeitig etwa 5 cm stärker angepowert angeknüpft. Das stärkere Anpowern reduziert natürlich die Gleitzahl und bringt damit nicht allzu viel fürs Lowend, ein bisschen aber eben doch, wenn das Brett gut genug läuft. Der Kite ist dabei im Geradeausflug in jedem Fall noch weit davon entfernt abgewürgt zu werden. In diesem Setup ist es allerdings möglich den Kite nach einem voll angepowerten und voll eingeschlagenen Loop ins Tellern zu bringen, was für meinen Geschmack aber ein gutes Setup ist, aber nicht für jeden gelten muss.

2.3.5 Kurvenflug / -drift

Speed 4: Wie im vorangegangen Kapitel schon heraus gelesen ist der Trimm eigentlich weniger Kurven freundlich als beim Vorgänger. Gegebenenfalls merkt man auch bei der genannten Einstellung mit 5 cm gezogenem Trimmer, dass der Kite am inneren Tip früher die Strömung verliert. Zumindest etwas negativ macht sich das aber erst im ausgehakten Zustand bemerkbar (dann natürlich auch mit stärker gezogenem Trimmer). Dramatisch ist es nicht und eben der Preis den man für mehr Power pro m² zu bezahlen hat, für unhooked Kiteloops ist der Schirm ja ohnehin nicht konzipiert. Alles in allem dreht der Kite ähnlich eng wie sein Vorgänger, mit einem etwas schnellerem, in Summe aber immer noch sehr harmonischen Übergang ins Tellern. Wenn man bedenkt, dass man beim neuen fast eine Schirmgröße kleiner fliegen kann, kann man sich die Agilität im Grunde sogar als verbessert, schön rechnen.

Abbildung : Unten FS Sp 4 in 18; oben Chrono in 15 an 4 m längeren Leinen: Trotz der vergleichsweise kleinen Tipfläche schneidet der Chrono in der Kurve nicht viel schlechter ab als der Speed 4

Chrono: Speziell wenn man die Empfehlung mit den +5 cm Barbreite und den 5 cm mehr anpowern beherzigt, steht der Chrono seinem Konkurrenten trotz der äußerlich schlechteren Eignung im Kurvenflug kaum nach. Der angesprochene Übergang ins Tellern verläuft dagegen hochleister-typisch sehr abrupt, genau so wie das wieder Anfahren danach. Das erfordert dann entsprechend deutlich mehr Gefühl, um sein Körpergewicht im richtigen Moment an der richtigen Stelle über dem Brett zu haben. Wer aber noch den FS PS1 kennt und damit zu Recht kam (der kam ausschließlich auf dem Teller um die Ecke) wird kein Problem haben.

2.3.6 Depower, Einsatzbereich und Sprungperformance

Speed 4: Außer dass Kite mehr Kraft pro Fläche hat gehe ich nicht davon aus, dass er einen nennenswert größeren Einsatzbereich oder Depower wie sein Vorgänger hat. Man wird damit also nicht nur früher aufs Wasser kommen, sondern auch etwas früher wieder runter müssen an sich aber keine Schande. Die Sprungperformance ist trotzdem spürbar besser als beim Vorgänger. Erklärbar ist das vermutlich über das bessere Verhältnis aus Kraft und Agilität.

Abbildung : Nicht nur im Bild und nicht nur im Lowend springt ein gleich großer (hier 18er) Chrono höher und weiter als ein Speed 4

Chrono: Ob die Depower besser ist als beim Speed wage ich kaum zu sagen, tendenziell aber schon. Weniger sicher wäre ich mir aber ob daraus ein viel größerer Einsatzbereich resultiert, da beim Chrono zumindest bisher doch noch etwas mehr Respekt vor den ggf. doch noch versteckten Hochleister-Allüren im Grenzbereich vorhanden ist. Ganz sicher ist allerdings eine nochmal wesentlich bessere Sprungperformance, die beim Chrono aber primär über die deutlich bessere Gleitzahl erklärbar ist.

Wir sind den Chrono bisher nur einmal in Richtung oberes Ende gefahren, für mehr fehlte uns der Mut . Die Erfahrung war aber für uns beide sehr eindrücklich. Für mich wie bisher nur bei wenigen neuen Kites der Art: „Ui, neues Stockwerk, da muss ich erstmal rein wachsen und was fang ich an mit der Zeit“. Oder wie Mischa (Ex-Harley-Fahrer) dazu meinte: „Total geil, wie Vollgas Motorrad fahren, immer ein bisschen Angst mit dabei…“ was es auf den Punkt bringt. Leider keine Fotos davon, wir wären darauf aber ohnehin nur sehr klein erkennbar gewesen…

2.3.7 Gleitzahl und Stabilität

Speed 4: Die Gleitzahl war im ersten Eindruck gefühlt sogar schlechter als beim Vorgänger. Trügerisch ist aber auch hier die höhere Kraft pro Fläche. Einen Schirm den man wegen höherer Kraft im niedrigeren Windbereich fährt fühlt sich immer mehr nach Lee-Traktor an, weil das Verhältnis aus atmosphärischem und Fahrtwind schlechter wird, so lange man nicht mit einer Monsterdoor umherkriecht und damit bei weniger Wind immer weniger Höhelaufen drin ist. In der Summe wird sich hier also nicht viel getan haben. Im Übrigen wahrscheinlich auch nicht gegenüber dem Speed 2. Der hatte dagegen noch mehr Mühe mit der Stabilität, die beim 4er eventuell nochmal etwas besser ist als beim 3er schon allein weil er dank Lotus Tuch besser Druck hält. Ziemlich sicher wäre ich mir, dass das auch langfristig gilt. Während das Tuch der 3er im Alter sehr durchlässig werden kann, habe ich die Hoffnung, dass der 4er auch im Alter gut Druck und damit Stabilität beibehält. Vom Charakter unterscheiden sie sich hier aber kaum: extrem stabile Mitte, etwas wackligere Tips, die immer mal etwas nach Innen fliegen aber auch wieder schnell den Weg nach Außen finden.

Chrono: Gleitzahl ist das was der Chrono richtig gut kann. Andi von FS hatte vor Jahren mal Gleitzahlen für verschiedene Kites ausgemessen. Die nicht mehr auffindbare Originalquelle war nach der Erinnerung ein Testbericht in einer Zeitschrift. Es sollte aber der Versuch reichen die Werte qualitativ anzugeben. Die Tubes bzw. Intermediates hatten demnach um gute 5 und FS Hochleister um 6. Wenn dem so war bzw. heute noch so ist dann liegt der Chrono geschätzt bei 7 also nicht mehr weit weg von Lowlevel-Gleitschirmen mit etwa 8. Die Zahlen sind dabei wie gesagt nicht für die Goldwaage, sondern nur um die gefühlten Verhältnisse zu verdeutlichen. Das Erstaunliche ist dabei aber, dass der Chrono dies erreicht ohne ein zittriger Hochleister alla Mosquito zu sein, der bei der kleinsten Turbulenz oder minimalstem Unterspringen abkippt. Wenn die Mitte des Chrono wahrscheinlich auch nicht so stabil ist wie bei einem Sp4 hatten wir bisher außer bei einem deutlichen Unterspringer den wohl auch der Sp4 nicht überstanden hätte noch keinen Frontklapper. Ansonsten kommt bestenfalls mal ein Ohr über einen etwas eigenwilligen Z-förmigem doppelknick nach Innen geflogen um sich dann wieder zu fangen. Noch gibt es ein paar turbulente Alpenpfützen auf denen wir den Kite noch nicht geflogen sind aber bisher hat er alles überstanden. Auch der 12er den wir bisher nur einmal geflogen sind, hat sich speziell für die Größe als erstaunlich zahm erwiesen. Die Vermutung liegt nah, dass der Kite nicht einfach skaliert ist, sondern das hier einiges für die Stabilität auch in dieser Größe getan wurde, wenn auch sicher mit ein paar Abstrichen bei der Gleitzahl, alles in allem fügt er sich damit aber sehr harmonisch in die restliche Palette.

2.3.8Lowend, Höhe laufen und Hangtime

Abbildung : Was Hydrofoil-Piloten schon immer wussten zeigen auch die neuen Kites von Flysurfer und Ozone:Das Vorhandensein nennenswerter Windzeichen als Voraussetzung zum Kiten wird stark überschätzt…

Speed 4: Durch das um knapp 0,5 kg bzw. knapp 20% geringere Gewicht bleibt der neue nochmal deutlich länger oben und macht auch im Lowend eine bessere Figur. Die größere Kraft pro Fläche ist damit auch in der Praxis als spürbar besseres Lowend umsetzbar ohne Angst haben müssen, dass der Kite runter fällt, sobald er nicht mehr Höhe fährt. Beim Höhe laufen ist allerdings keine direkte Verbesserung spürbar, was aber an dem angesprochenen Effekt des effektiv größeren / zugkräftigeren Schirms liegen kann. Der gleiche Effekt ist wohl zumindest zum Teil für eine gefühlt bessere Hangtime mit verantwortlich.

Chrono: Auch der Chrono bringt in 15 m² genauso wie der FS nicht mehr als 2,7 kg (Kappe+Waage+Mixer) auf die Waage. Dank dem effektiven Profil bzw. der höheren Gleitzahl bleibt er nochmal minimal länger am Himmel wobei er an der aller untersten Grenze im Gegensatz zum Konkurrenten eher zum Frontstall neigt speziell wenn er nass ist. Einen deutlicheren Vorsprung gegenüber dem FS erreicht der Kite beim Höhefahren in allen Windbereichen und damit auch im nutzbaren Lowend in dem primär die Gleitzahl entscheidet.

Abbildung : Der 15er Chrono zieht nicht nur im Bild im Lowend mit dem 18er Speed 4 gleich auf

Das heißt aber auch, dass die Grenze zwischen Höhe laufen und vom Himmel fallen hier schärfer ist. Extreme Low-Wind-Abenteuer sollte man daher auf Stehbereiche begrenzen. Sehr eindrücklich wird die Performance auch beim Springen speziell in allen Windbereichen. Es war tatsächlich eine neue Erfahrung, dass man sobald man mit einem effizienten Brett fahren kann auch schon gleich passable Sprünge erreichen kann, die für 3-fach Rotationen oder Boardoffs reichen. Die Hangtime ist in allen Bereichen nochmal gefühlt ein Stück besser als beim FS.

2.3.9 Relaunch

Speed 4: Erwartungsgemäß ändert sich in dieser Kategorie nichts Wesentliches zum Vorgänger. Es ist aber davon auszugehen, dass das Verhalten durch das dichtere Tuch in allen Bereichen nochmal besser ist und dass es auch dank dem Tuch lange gut bleibt, was aber nur die Zukunft zeigen kann. Es gab zwar schon FS Kites mit besseren Relaunch-Eigenschaften sogar der Sp2 war hier besser und konnte übers Tip starten, ich kann mich aber aktuell auch an keinen unlösbaren Verhänger mit dem 3er erinnern.

Abbildung : Die Sp 4 verlieren sowohl an Land als auch am Wasser auch nach längerer Zeit keine Luft

Chrono: Hier verspielt der Chrono ein Stück den in den meisten anderen Kategorien erworbenen Kredit, allerdings nicht unbedingt durch seinen extremeren Hochleister-Charakter, sondern durch viele zum Teil unnötige Schwächen in der Konstruktion.

1. Problem: Nur schwer vermeidbar ist, dass die Einläufe aufgrund des effektiv dünneren Profils eine niedrigere Stufe für eindringende Wellen bilden. Die Aufhängung der inneren Enden der Lufteinläufe ist aber weniger gut geeignet den Widerstand für das Wasser zu vergrößern. Hier ist die FS Konstruktion im Vorteil bei der die Einläufe über die gesamte Länge an den Rippen fixiert sind und von diesen gestützt werden.

2. Problem: Während ein FS kein Problem damit hat selbst eine halbe Tonne Wasser frei zu lenzen erliegt der Ozone schon zwei, drei Wiesen Maßen (ist halt keine bayrische Konstruktion). Beim Ozone ist die Drainage speziell durch den vorletzten Z-Anknüpfpunkt auf einen Durchmesser von einem kleinen Finger begrenzt, wo bei FS leicht 3 Finger durch passen. Die eigene Konstruktion des Auslasses über zwei Möglichkeiten begrenzt den Abfluss noch zusätzlich zumindest wenn der Klett geschlossen ist.

In Kombination mit weiteren kleinen Unzulänglichkeiten wie der beschriebenen Querleine in der Bar und den verhängungsanfälligen Knoten am Mixer Anknüpfpunkt ist die Chance eines erfolgreichen Relaunches deutlich schlechter, zumindest wenn der Kite nicht einfach nur auf die Nase kippt. In diesem Trivialfall ist der Relaunch kaum schwerer als beim FS und auch das Tuch hält bestens dicht.

3 Fazit

Zwei Kites die beide Ihre Berechtigung aber doch unterschiedliche Einsatzbereiche haben.

Der Speed 4 wurde seit dem Sp 2, der noch ein reiner Hochleister war um Rennen zu gewinnen, immer mehr in Richtung Intermediate verwässert. Die erste Wahl ist er aber nach wie vor für alle, die einen zuverlässigen, extrem langlebigen Schirm suchen, der Spaß und keine Probleme bringt.

Der Chrono sollte nur von denen gekauft werden, die sich sicher sind, dass sie einige Defizite für noch mehr Leistung in Kauf nehmen wollen. Zielgruppe des Schirms sind Regatta-Fahrer für die der Schirm im Gegensatz zum Sp 4 auch die notwendige IKA-Registrierung hat. Jene und diejenigen, welche den Schirm auch für Freestyle verwenden wollen, sollten auch kein Problem damit haben eine bessere Bar an den Schirm zu basteln, wobei die von FS die klare Empfehlung ist.

 

Der Chrono zeigt, dass in Sachen Leistung immer noch einiges möglich ist womit Ozone für Flysurfer der erste ernst zu nehmende Konkurrent in ihrem Marktsegment wird. Interessant wird es wer den nächsten Wurf macht: FS mit einem ähnlich leistungsstarken Schirm, gebaut mit ihrer bewährten Technik oder Ozone mit einem Chrono 2 ohne Kinderkrankheiten.

 

In jedem Fall gehen wir auch in Zukunft für Euch mit den neusten Kites auf Tuchfüllung ;-)

Gruß Mischa und Bernd

Flysurfer Speed 4 lotus vs. Ozone Chrono V1
Mischa Malina :) 20 Dezember, 2016
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